Kapitel 3 Warum wird gehandelt?
In diesem Kapitel wollen wir uns über einen der grundlegendsten Anreize des ökonomischen Handelns Gedanken machen: Warum treiben wir Handel? Die Antwort ist recht einfach: Weil in Gesellschaften mit Handel mehr Güter zur Verfügung stehen als ohne Handel (Autarkie).
3.1 Der absolute Kostenvorteil
Adam Smith (1723-1790) veröffentlichte in seinem Werk “Der Wohlstand der Nationen” (Teil 1, Teil 2) ein Modell dass besagt, dass Außenhandel und internationale Arbeitsteilung allen beteiligten Ländern Vorteile bringen.
Im vierten Buch des Werkes Wohlstand der Nationen führt Smith aus, dass jedes Land die Güter produzieren soll, die es absolut kostengünstiger als das Ausland herstellen kann. Im Handel mit den anderen Ländern kann es diese dann gegen andere Güter tauschen. Letztlich profitieren durch die so erfolgte Spezialisierung alle am Außenhandel beteiligten Länder. Die begrenzt vorhandenen Produktionsfaktoren (Kapital und Arbeit) werden produktiver eingesetzt als bei reiner Autarkie eines jeden Landes, sodass durch den Außenhandel letztlich jedes Land mehr Güter erhält als bei einer Selbstversorgung und hierdurch einen Gewinn der Wohlfahrt (ökonomische Wohlfahrt) erzielt. Diese Tatsache lässt sich an einem einfachen Beispiel deutlich machen.
Beispiel In diesem Beispiel treten die zwei Länder Frankreich und Irland auf. Irland ist in der Lage, eine Einheit Kleidung in 10 Stunden zu produzieren, Frankreich benötigt dafür 20 Stunden. Im Gegenzug stellt Frankreich eine Einheit Kohle in 10 Stunden her, wofür Irland 20 Stunden benötigt. Frankreich besitzt also einen absoluten Kostenvorteil bei der Produktion von Kohle und Irland bei Kleidung. Die Voraussetzungen lassen sich in einer Tabelle zusammenfassen:
Bei einem Arbeitseinsatz von 60 Stunden könnte jedes Land bei Selbstversorgung je zwei Einheiten Kleidung und Kohle herstellen. Insgesamt wären also 4 Einheiten Kohle und 4 Einheiten Kleidung vorhanden. Spezialisierte sich aber Irland auf die Produktion von Kleidung, könnte es 6 Einheiten Kleidung herstellen, Frankreich bei entsprechender Spezialisierung 6 Einheiten Kohle. Kommt es nun zum Außenhandel und tauschen die beiden Länder 3 Einheiten Kleidung gegen 3 Einheiten Kohle, so hätte jedes Land nach dem Außenhandel je 3 Einheiten Kleidung und Kohle. Das entspricht einer Steigerung von 50 % gegenüber der Selbstversorgung, womit deutlich wird, dass die Spezialisierung verbunden mit Außenhandel jedem Land Vorteile bringt.
Die Theorie der absoluten Kostenvorteile hat den Nachteil, dass sie nur den Handel erklärt, der zwischen Ländern mit wechselseitigen absoluten Kostenvorteilen herrscht. Hat ein Land bei keinem Gut solche Vorteile, nähme es nach der Theorie der absoluten Kostenvorteile nicht am internationalen Handel teil. Mit seinem Theorem der komparativen Kostenvorteile lieferte David Ricardo eine Erklärung, warum auch solche Länder am Außenhandel teilnehmen sollten. Damit erweiterte er die Ideen von Adam Smith.
3.2 Der komparative Kostenvorteil
Nach Adam Smith (* 1723, † 1790) ist der Außenhandelsgewinn für die Welt dann am größten, wenn sich jedes Land auf die Produktion derjenigen Güter spezialisiert, die es am preiswertesten herstellen kann (absoluter Kostenvorteil). Die von David Ricardo (* 1772, † 1823) entwickelte Theorie der komparativen Kosten besagt, dass sich jedes Land auf Produktion und Export derjenigen Güter spezialisieren sollte, die es mit dem kleinsten absoluten Kostennachteil (relativer komparativer Kostenvorteil) produzieren kann. Außenhandel lohnt sich denmnach auch, wenn ein Land bei der Produktion aller Güter dem Ausland unterlegen ist. Werden die Produktionskosten zweier Güter für zwei Länder miteinander verglichen, so kann das Land mit den für beide Güter zusammen absolut höheren Produktionskosten trotzdem ein günstigeres Kostenverhältnis haben, nämlich den komparativen Kostenvorteil, der seine Ursache in Produktivitätsunterschieden oder unterschiedlicher Ausstattung mit Produktionsfaktoren haben kann.